Wir treffen uns bei Franz, um uns für einen langen, gemeinsamen Tag einzusingen. Zu Mittag werden wir im Gasthof zur Post von den Seniorinnen und Senioren Feistritz Gail's, die Bürgermeister Dieter Mörtl zu Essen eingeladen hat, erwartet. Auch wir dürfen nach unseren gesanglichen Darbietungen am Mittagessen teilnehmen und haben angeregte Gespräche mit den geladenen Gästen, deren Alter ja nur unwesentlich höher als das der meisten Mitsänger ist. Unser Mann für Graz, Gerald, chauffiert uns wieder an den teuersten Parkplatz Österreichs, dessen Nähe zum Stefaniensaal aber für uns sehr opportun ist. Beim 20. Fest der Stimmen, welches vom Chor und dem Singkreis der Kärnter in Graz alljährlich veranstaltet wird, sind wir - und das dünkt mir eine große Ehre zu sein - das 5. Mal eingeladen. Geschäftiges Treiben herrscht in den Proberäumen des an diesem Abend voll gefüllten Stefaniensaals, allein die Allianz der beiden Kärntner Chöre in Graz umfasst an die 70 Sänger. Das ottetto lussari hat sich aus dem quintetto feminile lussari nach dem tragischen Tod von Gerti Schnabel, die 11 Jahre zuvor unter tragischsten Umständen der Unwetterkatastrophe in Uggowitz zum Opfer fiel, entwickelt. Nach wie vor haben die vier stimmstarken Frauen gesanglich die Hosen an und nicht einmal 6 Männer, die das Oktett zum Dezett machen, sind imstande, die dominanten Damen zu übertönen. Ob italienisch, slowenisch oder kärntnerisch, die Gruppe interpretiert alles authentisch und lupenrein. "De V(a)lott'n" sind ein hervorragend eingespieltes Trio, in dem Warmuth Michaela Klarintette, Uhr Michael die Steirische und Ebner Jakob die Posaune zu einem wirklich herrlichen Wohlklang fusionieren. Der Sound hat durchaus höchst professionelles Niveau und verbreitet Gänsehaut. Die Kärntner in Graz treten nur an diesem Abend zusammen auf und wenn der kleinere Singkreis unter Günther Brand und der stimmenstärkere Chor unter Stefan Gruber singen, braucht man sich um den Fortbestand des wichtigen gesanglichen Einfluß der Kärntner in der Steiermark keine Sorge zu machen. 
Wie immer feinsinnig, spitzfindig und auserlesen führte Hans Mosser, unser lieber Freund, der uns einmal als "Jahrhundertquintett bezeichnete, durch das Programm. Er ist uns einfach sehr gewogen und tätigte die Aussage ja am Beginn des 21. Jahrhunderts, nachdem er uns schon aus dem 20. Jahrhundert kannte, also zu Zeiten, die für die meisten Menschen nicht mehr nachvollziehbar sind. Franz hatte diesmal hauptsächlich Jägerlieder für uns ausgesucht, wir hatten, nachdem wir ja bereits 4 Mal vor Ort waren, unsere "Hits" und Gassenhauer schon alle aufgeführt und somit verbraucht. Die Performance dürfte trotzdem in Ordnung gewesen sein und mit der Draufgabe in Form von "pock ma zomm und gemma" konnten wir die sonst meist zelebrierte Deftigkeit wieder in Erinnerung rufen. Ein gemütlicher Ausklang im Gösserbräu und Gespräche mit lieben Freunden, die weit über den Tellerrand blicken - dies taten übrigens auch die Wienerschnitzel mit einem Durchmesser jenseits von 30 cm - beendeten einen wirklich launigen und bunten Abend. Nachdem das Platzangebot für drei ausgewachsene Männer im Fond von Geralds Auto ausgesprochen krampf- und thromboseauslösend ist, mussten doch einige Krügel Gösser prophylaktisch, ja nahezu therapeutisch lebensverlängernd vor dem Einzwängen in die Nähkiste eingenommen werden. Wie immer traumwandlerisch sicher brachte Gerald seine leicht narkotisierten Gesangskollegen knapp vor Mitternacht nach Hause.
|