Nach einem für uns recht turbulenten Jahr war es an an der Zeit, im Kreise unserer Liebsten zu feiern und das Jahr Revue passieren zu lassen. Von Anfang an war klar, daß Franz als musikalischer Leiter die notwendigen Ressourcen fester, breiiger, flüssiger und (für ihn unverzichtbarer) süßer Delikatessen zum Festakte bereitstellen ließ. Obmann Gerhard hatte schon im Vorfeld für den Programmablauf, Statistiken und Reminiszenzen gesorgt. Für unsere liebsten Frauen sowie für Gerald, Philipp und mich blieb nur eines übrig ... und das beherrschen v.a. die drei Letztgenannten im Schlafe ... viel Essen, noch mehr trinken und ein wenig singen. Bei Tische zu sitzen, Menüvorschläge einzuholen, Getränkebegleitung zu ordinieren und blöd zu schauen ist eine olympische Disziplin, die wir sicher gewinnen. Die Post in Feistritz ist ja unser bevorzugtes Probenlokal und wir wissen über die seit vielen Jahre bekannte Qualität der Küche Bescheid. An diesem Abend war es aber besonders delikat und Chefkoch Escho zog alle Register seines Könnens. Das brennheisse Risotto mit Garnelen als Präludium konnte man dekadenterweise mit paradiesischem Tafelspitz auf Kernöl und Essig löschen. Doch es blieb genug Lust und Freude, die feilgebotenen Hauptspeisen auzuwählen, obwohl die im Alter anscheinend geschrumpften Magenkapazitäten der betagteren Sänger kaum mehr konnten.
Wer denkt schon an HCB, wenn das zart rosa angebratene Filet vom Kärntner Almöchslein vom Teller lacht, wer fürchtet sich noch vor Tetrachlorkohlenstoffdiäthylbenzodiamin, wenn die knusprig angebratenen Tintenfische fast vom Tablet hüpfen? Es war einfach umwerfend gut, der Gaumen nach Genuß der wirbellosen Seppien noch etwas aufgelöst und störrisch, gab aber seine Geschmacksknospen angesichts der Eisvariationen sofort wieder frei! Gott, es war einfach geil und ich komme sicher bald wieder, man gönnt sich ja sonst nix!

Nach dem Abendmahle beglückte uns Gerhard mit einer Diashow, die 5 Gailtaler bei diversen Aktivitäten, die vor 20 - 30 Jahren stattfanden, zeigten. Gerührt, beschämt, ja nahezu fassungslos durfte ich die damals noch jungen Burschen mit zum Teil noch wallendem Haupthaar und aufgerissenen Mündern betrachten und kam zur Einsicht, daß diesen Vögeln ein gewisses Etwas anheim ist. Wenn auch der Zahn der Zeit an den Stimmbändern nagt, die Töne etwas diminuieren, der Verstand nachlässt und der Körper schwächelt .... Empirie, Passion und Freundschaft sind Errungenschaften und Attribute, die man sich im Verlauf der vielen Jahre erworben hat und die einem niemand nehmen kann. Wenn diese, ohne lächerlich oder abgedroschen zu wirken, noch auf die Bühne gebracht werden können, so sollten sie auch präsentiert werden. Zu dieser Erkenntnis gelang offensichtlich nicht nur ich und so werden wir auch weiterhin die Seele aus dem Leibe singend, stetig probend und lernend konzertant versuchen zu erklären, warum es uns noch gibt. Wir wünschen unseren Freunden und Gönnern ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!
|